Indikatoren sollten so früh wie möglich erarbeitet werden – am besten schon während der Projektplanung. In der Natur der Dinge liegt, dass im Projektverlauf weitere Indikatoren hinzukommen werden.
In die Indikatoren-Entwicklung sollten alle Personen eingebunden sein, die an der Planung, Durchführung und Wirkungsanalyse des Projekts beteiligt sind – idealerweise also Mitarbeitende wie auch Fördernde. Ihre GeldgeberInnen einzubinden ist schon insofern günstig, weil Sie auf diese Art elegant deren Erwartungen und Prioritäten abfragen können.
Grundsätzlich benötigen Sie für alle Stufen Ihrer Wirkungslogik Indikatoren.
Und so gehen Sie vor:

Schritt 1: Ideen sammeln
Ausgangspunkt für die Entwicklung von Indikatoren sind ...
- die Ziele des Projekts, die für die verschiedenen Stufen der Wirkungslogik festgehalten wurden, und
- die für die Wirkungsanalyse relevanten Fragen.
Notieren Sie diese und überlegen Sie – am besten im Team –, woran Sie erkennen, dass ein bestimmtes Ziel erreicht wurde.
In diesem ersten Schritt geht es erst einmal darum, Ideen zu sammeln, ohne zu bewerten. Sammeln Sie daher alles, ohne sich zu beschränken. Notieren Sie die Vorschläge der Gruppenmitglieder oder lassen Sie diese ihre Ideen auf Kärtchen schreiben, die Sie dann den Zielen und Fragen zuordnen.
Ziel | Dimension | Indikatoren |
Jugendliche haben nach Teilnahme einen Ausbildungsplatz (direkt überprüfbar) | zählbar | Anzahl der Jugendlichen, die innerhalb von 6 Monaten nach Teilnahme einen Job haben |
Jugendliche verfügen über höhere Bewerbungskompetenzen (nicht direkt überprüfbar) | zählbar | Anzahl der Teilnehmenden an Trainings |
Anzahl der nach der Bewerbung erhaltenen Jobzusagen | ||
beschreibbar | Jugendliche wissen, wie eine gute Bewerbung aufgebaut ist | |
Jugendliche haben eine klare berufliche Perspektive | ||
Qualität der erstellten Bewerbungsunterlagen (Aussehen, Formulierung, Vollständigkeit) | ||
Jugendliche erstellen selbstständig eine Bewerbung |
Schritt 2: Ideen strukturieren und verfeinern
Im zweiten Schritt werden die Ideen strukturiert. Fassen Sie die Ideen zusammen, ergänzen Sie, streichen Sie.
Manche Wirkungsziele lassen sich mit einem einzigen Indikator erfassen, etwa bei quantitativen Merkmalen. Ein Beispiel wäre die Anzahl der Jugendlichen, die nach Teilnahme einen Ausbildungsplatz gefunden haben.
Komplexere Wirkungsziele erfordern hingegen meist mehrere Indikatoren und darüber hinaus qualitative wie quantitative Indikatoren gleichzeitig. Wodurch kann sich etwa das Erreichen eines Ziels wie "Jugendliche haben höhere Bewerbungskompetenzen" ausdrücken? – Wie lässt sich das beschreiben? Gibt es zählbare Dimensionen?
Bei der Entwicklung Ihrer Indikatoren können Sie sich an anderen Organisationen orientieren oder bereits bewährte Indikatoren-Sets nutzen. Blind übernehmen sollten Sie diese aber nicht – schließlich ist kein Projekt genau wie Ihres und Indikatoren sind ein wichtiger Schritt in der Projektentwicklung. (Gute Hinweise liefert übrigens auch Wolfgang Meyer im CEval-Arbeitspapier zum Thema Indikatorenentwicklung.)
Schritt 3: Indikatoren formulieren
Damit ein Indikator aussagekräftig und messbar wird, sollte er, ebenso wie die Ziele, SMART formuliert sein – also spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und terminierbar.
Formulieren Sie den Indikator so, dass klar wird, bei welcher Zielgruppe in welchem Zeitraum welche Wirkung konkret erreicht werden soll. Gegebenenfalls kann die Frage noch um "Wo" – etwa in einem bestimmten Stadtteil – und "Wie gut", also hinsichtlich der Qualität, ergänzt werden.
Beherzigen Sie dabei bitte Folgendes:
-
Richtig Formulieren
Anstelle von "Ein Großteil der Jugendlichen hat einen Ausbildungsplatz", ist die bessere Formulierung:
"Die Anzahl der arbeitslosen Jugendlichen im Stadtteil XY, die innerhalb von 6 Monaten nach der Teilnahme am Bewerbungstraining einen Ausbildungsplatz haben."
- Ermitteln Sie Indikatoren, die sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte berücksichtigen.
- Das zentrale Ziel der Wirkungsanalyse besteht darin, aus den Ergebnissen zu lernen und ggf. Veränderungen im Projekt vorzunehmen. Entsprechend sollten die Indikatoren folgende Fragen mit abdecken: Welche Informationen brauchen Sie, um festzustellen, dass es bei den Projektteilnehmenden zu den erwünschten Entwicklungen kommt? Welche, um festzustellen, wie Sie Ihr Projekt anpassen und verbessern können? Woran würden Sie merken, dass etwas schiefläuft?
- Die Auswahl der Indikatoren spielt auch für Berichtsanforderungen eine wichtige Rolle. Beziehen Sie Ihre Stakeholder und dabei vor allem die Geldgebenden so früh wie möglich ein. Überlegen Sie gemeinsam, zu welchen Indikatoren Daten erhoben werden sollen.
- Überlegen Sie, in welcher Form oder Maßeinheit Sie den Indikator sinnvoll darstellen – möglich sind u.a. Anzahl, Summen, Durchschnitte, der Prozentsatz einer Menge, der Prozentsatz einer Veränderung etc.
- SMARTe Indikatoren verleiten dazu, vor allem Indikatoren auf Output-Ebene und Indikatoren für Wirkungen, die gezählt werden können, zu formulieren. Versuchen Sie daher, eine gute Mischung aus Indikatoren zu finden, die sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte beleuchten.
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Indikatoren bei PAFF
In der Tabelle sind mögliche Indikatoren für Soft-Outcomes zusammengefasst. Dabei handelt es sich meist um indirekte Indikatoren, die sehr kontextabhängig sind, d.h. diese lassen sich nicht ohne Weiteres übertragen.
Schritt 4: Auswahl der zu erhebenden Indikatoren
Sehr wahrscheinlich haben Sie in den Schritten 1-3 zu viele Indikatoren gesammelt. Da es aber weniger auf die Masse ankommt, sondern auf die Qualität der Indikatoren, geht es nun ans Priorisieren. Ziel ist, dass Sie ein kleines, aber aussagekräftiges Indikatoren-Set erhalten.
Pro Ziel und Frage brauchen Sie mindestens einen Indikator; mitunter aber auch mehrere Indikatoren.
Ob ein Indikator tatsächlich etwas taugt, zeigt sich daran, ob für genau diesen Indikator schon Daten vorliegen bzw. mit welchem Aufwand Daten zu erheben sind. Leitfrage: Gibt es überhaupt eine zuverlässige Datenquelle und ist diese leicht zugänglich?
Zuletzt müssen Sie den Indikatoren noch Soll-Werte zuweisen. Wie das geht, erklären wir im nächsten Abschnitt.
Zuvor noch die Checkliste zum Abhaken: