Feintuning: Sinn & Zweck der Umfeld- und Bedarfsanalyse

Eine Bedarfs- und Umfeldanalyse ist mit einigem Aufwand verbunden. Deswegen sollten Sie genau wissen, worin das Ziel Ihrer Analyse besteht.

Natürlich wird es immer um die Zielgruppen und das Projektumfeld gehen. Aber der jeweilige Fokus ist entscheidend:

Illustration Fesselballon
Illustration Leuchtturm klein
  • Beispiel Zielgruppe: Möchte eine potenzielle Förderin oder ein potenzieller Förderer von Ihnen wissen, wie die Bedarfslage vor Ort aussieht? Oder möchten Sie ermitteln, an welcher Stelle es in den Angeboten anderer AkteurInnen noch Lücken gibt, die Sie schließen könnten?
  • Beispiel Projektumfeld: Planen Sie ein bundesweites Projekt, und möchten Sie herausfinden, wo Sie den ersten Standort errichten? Oder wollen Sie Ihr Projekt an andere Standorte verbreiten und herausfinden, welche Standorte hierfür außerdem geeignet wären?

Je nach Stoßrichtung benötigen Sie also ganz andere Informationen. Das klingt ebenso trivial wie naheliegend, ist aber in der Praxis mitunter schwierig, weil die Daten die gewünschte Trennschärfe nicht hergeben.

Anstatt Terrabyte an Daten anzuhäufen, lohnt es sich also, vorher eine Schleife mehr zu drehen, um die richtigen Fragen zu finden, auf die Sie Antworten brauchen. Die erforderlicher Daten zu beschaffen wird damit zwar nicht unbedingt leichter, aber Sie verringern die Gefahr, sich zu verzetteln.

  • Je genauer ...

    ... Sie wissen, welche Art von Informationen Sie für welchen Zweck brauchen, desto effektiver können Sie recherchieren. – Das klingt sehr naheliegend, und dennoch neigen viele Projektverantwortliche dazu, wie wild erstmal alle Arten von Daten zu sammeln ("Schadet ja nicht!").

Sofern Ihnen keine Daten vorliegen, können Sie diese selbst ermitteln. Die Möglichkeiten hierfür sind nahezu unbegrenzt und reichen von sehr komplexen wissenschaftlichen Erhebungen bis hin zu Instrumenten, die mit wenig Vorkenntnissen und wenig Ressourcen vom Projektteam selbst angewendet werden können. Im Kapitel "Datenerhebungsmethoden" stellen wir Ihnen einige Instrumente vor, von günstig bis aufwändig.

  • Aufwand vs. Ertrag

    Ein angemessenes Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag ergibt sich aus ...

    • Umfang und Höhe der Projektmittel – je höher das Budget, umso wichtiger ist eine gute Themen- und Umfeldanalyse.
    • dem geografischen Förderschwerpunkt des Projekts (in Entwicklungsländern etwa sind verlässliche Daten kaum zu bekommen).
    • dem Komplexitätsgrad des Problems: Unterstützt das Projekt beispielsweise das jährliche Sommerkonzert des örtlichen Musikvereins, brauchen Sie dafür keine wissenschaftliche Expertise. Anders sieht es aus, wenn Sie den Musikunterricht in deutschen Schulen reformieren möchten.

Um ein umfassendes Bild von der Ausgangssituation, den Bedarfen vor Ort und dem Projektumfeld zu bekommen, sollten Sie sich über verschiedene Fragen nähern:

  • Worin besteht das gesellschaftliche Problem, auf das das Projekt reagieren möchte? Ist das Problem so groß wie angenommen?
  • Welche Ursachen und Auswirkungen hat das Problem, und wie hängen diese zusammen? Wie dringlich ist es? Wo sind Hebel, um Veränderungen herbeizuführen?
  • Wer sind die Zielgruppen des Projekts? Was brauchen die Leute, welche Bedarfe haben sie?
  • Welche AkteurInnen sollten in das Projekt einbezogen werden?
  • Welche Angebote unterbreitet Ihre Organisation den Zielgruppen und wie wettbewerbsfähig sind diese? (Hierfür können Sie die Arbeitshilfe "Angebots-Check" nutzen, PDF.)
  • Welche Angebote gibt es bereits im Umfeld? Welche Ergebnisse haben diese bisher erzielt? Welche Förderlücken sollten geschlossen werden? Gibt es Möglichkeiten, mit anderen zu kooperieren? Wo lauern Konkurrenzsituationen?

Auf diese Fragen gehen wir nun etwas näher ein.

Illustration Steuerrad