In den meisten Fällen sind soziale Probleme so vielschichtig, dass sich ein Projekt auch nur mit der Lösung eines Teilaspektes beschäftigen kann.
Und dennoch ist es für die wirkungsorientierte Steuerung eines Projekts wichtig, das Problem in seiner ganzen Komplexität zu erfassen und den Einfluss einzelner Faktoren zu berücksichtigen.
So wird etwa der Erfolg eines Projekts, das Jugendliche auf dem Weg in die Ausbildung begleitet, entscheidend davon abhängen, ob es in der Region überhaupt ausreichend Ausbildungsplätze gibt.
Ein nützliches Werkzeug zur Analyse eines Problems mit all seinen Ursachen, Auswirkungen und Faktoren ist der Problembaum. Der Problembaum ergibt sich aus den Daten, die Sie bei der Bedarfs- und Umfeldanalyse gesammelt haben.
Nebenstehend finden Sie den ausgefüllten Problembaum für PAFF.
Der Zeitbedarf, um den Problembaum zu erstellen, liegt bei einigen Stunden bis zu einem Tag. In die Erstellung sollten Sie alle relevanten internen und externen relevanten Stakeholder einbeziehen.
(Wie Sie aus dem Problembaum einen Lösungsbaum schnitzen, mit dessen Hilfe Sie den Handlungsansatz und die Ziele des Projekts definieren, erklären wir im Abschnitt "Wirkungsziele verstehen".)
Schritt 1: Kernproblem definieren
Im ersten Schritt benennen Sie das Kernproblem, zu dessen Lösung Sie beitragen möchten. Beschreiben Sie dieses so spezifisch wie möglich.
Das Kernproblem sollte aus Sicht der Zielgruppe formuliert sein und eine negative Aussage treffen. "Hohe Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen", ist zwar wie gewünscht negativ, aber zu unspezifisch.
Deutlich besser ist: "Jugendliche finden nach ihrem Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz". Die Aussage grenzt die Zielgruppe ein und benennt einen konkreten Zeitraum, in dem das Projekt ansetzt (nämlich zwischen letztem Schuljahr und Beginn der Ausbildung).
Ein häufiger Fehler bei der Formulierung von Problemen ist, dass das Problem vorrangig als Abwesenheit einer bestimmten Lösung definiert wird ("Es mangelt an Ausbildungsplätzen für Jugendliche").
Solche Formulierungen sollten Sie vermeiden, weil Sie so bereits eine bestimmte Problemlösung vorgeben (in diesem Fall: mehr Ausbildungsplätze zu schaffen), ohne geprüft zu haben, ob das tatsächlich der einzige Lösungsweg ist oder ob der Mangel an Ausbildungsplätzen nur eine von mehreren Ursachen des Kernproblems darstellt.
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Problemanalyse bei PAFF
PAFF verschafft sich vor Projektstart einen Überblick, welche berufsvorbereitenden Angebote für die SchülerInnen der örtlichen Hauptschule existieren. Neben einer umfassenden Recherche befragt PAFF andere Organisationen aus dem Themenbereich sowie die Schulleitung der Hauptschule. Dabei wird deutlich, dass es bislang an einer individuellen Förderung mangelt, wie PAFF sie nun mit dem Patenschaftsmodell anbietet.
Schritt 2: Ursachen und Auswirkungen identifizieren
Im zweiten Schritt erarbeiten Sie die Ursachen und Auswirkungen des Kernproblems. Dabei werden die einzelnen Ursachen und Auswirkungen als negative Aussagen formuliert: "Jugendliche haben keine ausreichenden Sozialkompetenzen", "wenig Ausbildungsplätze in der Region", "Perspektivlosigkeit", "hohe Gewaltbereitschaft".
Die direkten Ursachen des Kernproblems werden in der Zeile unterhalb des Kernproblems festgehalten, darunter die Ursachen der Ursachen angeheftet. Oberhalb des Kernproblems finden die direkten Auswirkungen Platz, die Auswirkungen der Auswirkungen werden in der Reihe darüber eingetragen. Undsoweiter. Der Problembaum verzweigt sich nach oben und unten.
Sofern Zusammenhänge zwischen den Ursachen bzw. Auswirkungen existieren, werden diese mittels Querverbindungen abgebildet. Lücken werden mittels Platzhalter gekennzeichnet, die Sie gegebenenfalls später füllen.
Alles Wesentliche erfasst?
Mithilfe der folgenden Checkliste können Sie überprüfen, ob Sie die zentralen Fragen zum Umfeld und zu den Bedarfen beantwortet haben: